Die Kommunikation wird zunehmend via Tastatur getätigt. Sprich, die verbale Kommunikation (telefonisch oder ‚face to face‘) wird durch die schreibende Kommunikation in den unterschiedlichen elektronischen Kanälen stark begleitet. Ob z.B. im Chat, via Twitter, Blog-Kommentare oder in den verschiedenen sozialen Netzwerken – die getippte Darlegung von Gedanken und Äußerungen ist präsent und wird gerne gelesen.
Die digitalen Kommunikation ist besonders aktiv vertreten bei den Nutzern im Alter von ca. 14 – 49. Sie kommunizieren gerne via mobile Endgeräte und/oder entdecken und bereichern das Social Web. Dies belegt z.B. auch die folgende Statistik, die Angaben über Facebook-Nutzer darlegt: Neuer Rekord: 600 Millionen aktive Facebook Nutzer von Philipp Roth veröffentlicht über facebookmarketing.de.
Doch Vorsicht! Geschriebene Kommunikation unterscheidet sich von der verbalen Kommunikation:
Bei der verbalen Kommunikation ist der Gesprächspartner meistens “sichtbar”, bzw. es ist bekannt, wer zuhört; je nach Lautstärke ist das ‘gesprochene Wort’ regelbar, wer es zu hören bekommt und auch soll. Hinzu kommt, dass bei der verbalen Kommunikation die Körpersprache, sowie auch die Ton-Signale zum weiteren Verständnis erkennbar sind.
Bei der rein schriftlichen, digitalen Kommunikation ist das ‘geschriebene Wort’ frei. D.h. diese Kommunikation ist – je nach technischer Begebenheit und Einstellung – frei verfügbar für andere User, die dies wiederum lesen und ggf. weiterleiten können ohne den eigentlichen Autor in Kenntnis zu setzen (unter Beachtung der Rechtslage). Denn das geschriebene Wort befindet sich im “Internet”, in einem öffentlichen Raum, zu dem (fast) jeder Zugang hat. Hinzu kommt, dass über das ‘geschriebene Wort’ keine weiteren Signale übertragen werden, die ggf. die Stimmung oder die “Tonlage” übermitteln – bis auf die begleitende Unterstützung von z.B. Emoji’s – und somit Missverständnisse leichter entstehen können.
Diese Aspekte sollte jeder User beachten und kennen, bevor er sich schriftlich im großen www (world wide web) niederlässt.
Hinzu kommt, dass in der digitalen Kommunikation die “Netiquette” beachtet werden sollte. Das Wort “Netiquette” oder auch “Netikette” ist ein zusammengesetztes Wort aus a) Netz (das Internet) und b) Etiquette (Verhaltensregelwerk). Im gegenseitigen Umgang in der digitalen Welt ist/sollte dies selbstverständlich sein bzw. von “Anfänger”-Usern erlernt werden. Denn grundlegend ist zu wissen, dass auch im Web mit *Menschen* kommuniziert wird.
Folgend sind ein paar Ausführungen aufgelistet, die einen Teil der Netiquette beinhalten und somit in der digitalen Kommunikation verwendet werden:
- Sei höflich, freundlich und hilfsbereit
So sollte das Verhalten sein. Ein höflicher Umgangston sollte kommuniziert werden, sowie auch ein freundlicher Umgang miteinander. Gerade das Netz ist ein Ort des Wissens und des Austausches; daher sollte die Hilfsbereitschaft gelebt werden.
- Sei kein fake – sei ehrlich und authentisch
Kommunikation sollte “ehrlich” sein, auch im www (world wide web). Daher sollte auch jedes Profil und jeder Kontakt “ehrlich” und kein Phantasiegebilde sein. Ebenso sollte die Kommunikation authentisch erfolgen, denn nur so ist ein langanhaltender und mehrwertiger Austausch gegeben.
- Regelwerke (der Gruppen, Communities, Chats, Foren etc.) einhalten
In digitalen Gesprächsrunden jeglicher Art gibt es ein Regelwerk, dass das Verhalten und die Abläufe definiert. Dieses Regelwerk ist von jedem Teilnehmer vor Eintritt zu lesen und jeder ist angehalten danach zu handeln.
- Gesetzliche Regelungen einhalten (Urheberrechte, Zitatrechte etc.)
Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Daher ist unbedingt die gesetzliche Regelung zu beachten. Wer sie nicht kennt, kann sich via Internet informieren ;)
- Erst denken, dann schreiben, dann überdenken, dann posten/senden.
Eine wichtige Abfolge. Jedes Statement, jede Veröffentlichung sollte gut be- und durchdacht werden. Einmal abgeschickt, versendet, gepostet, ist das Löschen im Nachhinein sehr schwierig und teilweise nicht möglich. Kurzentschlossenes kann teilweise mehr negative als positive Folgen oder Eindrücke hinterlassen.
- Korrekte Schreibweise beachten
Geschrieben wird viel und teilweise sehr schnell. So einige Finger fliegen über die Tastatur und schreiben das Wort schneller, als das es ausgesprochen werden kann. Das ist eine schöne und nützliche Fähigkeit, aber auch nur, wenn sie “korrekt” ist. Eine schriftliche Kommunikation bringt mehr Spaß, wenn sie fehlerfrei ggf. mit geringen Fehlern auskommt. Die Digitalität hilft zudem, da das Geschriebene – vor dem Versenden – einfach korrigiert werden kann mit Hilfe von Löschen, Überschreiben, Rechtschreibprogrammen etc. Auch wenn das Internet “schnelllebig” ist, die Zeit für eine Korrekturlesung sollte gegeben sein. Bei einigen Kanälen wie z.B. dem Chat ist die Kommunikation teilweise sehr geschwind, da das schriftliche Gespräch in Echtzeit erfolgt. Gerne “schleichen” sich aus dem zeitlichen Aspekt Fehler ein, die aus Höflichkeit überlesen werden. Hier sollte die Fehleranzahl jedoch nicht so hoch werden, dass sie das schriftliche Gespräch stören oder sogar zu Verständigungsproblemen führen. Wenn dem so ist, sollte entweder der Zeitfaktor der Rechtschreibung weichen oder ein anderer Kanal der Kommunikation gewählt werden.
- Kritik? Konstruktiv ja.
Das Internet trägt viele Informationen, Hinweise, Ausführungen, Meinungen, Aussprachen etc. Sicherlich sind diese nicht immer Meinungskonform und z.T. ist eine offene Diskussion und/oder Kritik auch gewünscht und angestrebt. Jedoch sollte diese gerne konstruktiv und höflich angegeben werden, denn nur so entsteht eine (gewünschte) Entwicklung, die zu einem Fortschritt führen kann.
- “Böse” Worte sind nicht kommunikationswertig
Auch in dem Raum ‘Internet’ haben die “bösen” Worte keinen Platz und sollten daher nicht gebraucht werden. Emotionale Ausdrücke, die im TV “gepiepst” oder zensiert werden, sollten auch nicht durch die Tür in das Internet getragen werden. Eine Kommunikation kann und sollte ohne diese Wortwahl geführt werden.
- Beleidigungen sind tabu
Beleidigungen gehören nicht ins Netz – in keiner Form. Dies ist ein “no-go”. Ein Angriff mit Worten ist nicht “höflich, freundlich und hilfsbereit” und ist in der großen digitalen Welt nicht gewünscht.
- Nicht schreien und schriftlich ‘laut’ werden
Das Internet ist lebhaft und auch teilweise sehr laut durch die akustischen Möglichkeiten (je nach Einstellung der Lautsprecher). Doch die schriftliche Kommunikation darf ruhig und leise von statten gehen. Ein Geschrei – durch Großbuchstaben angegeben – sollte vermieden werden, denn dies gehört nicht ‘zum guten Ton’. Sollten einzelne Wörter oder Meinungen besonders hervorgehoben werden, so gibt es eine Anzahl von Formatierungsmöglichkeiten wie z. B. Unterstreichen, Kursivsetzung, Einfassung mit Sternchen etc. die verwendet werden können.
- Streitigkeiten sollten nicht im öffentlichen Netz ausgestanden werden
Das Internet ist kein Gerichtssaal und auch nicht das private Wohnzimmer. Sollten Streitigkeiten aufkommen, so sind diese außerhalb des www’s zu regeln und nicht womöglich noch in öffentlich zugänglichen Netzwerken oder Foren.
Fazit:
Kommunikation ist wichtig geworden und erfolgt zunehmend über digitale Kanäle. Die Unterschiede zwischen verbaler und schriftlicher Kommunikation sollten Bekannt und dementsprechend eingesetzt werden. Im Bereich der Netz-Kommunikation ist die Netiquette ein zentraler Verhaltensfaktor, der eingehalten werden sollte. Die folgenden Ansatzpunkte sollen dem User einen Einblick verschaffen, wie im Netz korrekt und langlebig kommuniziert wird.
- Sei höflich, freundlich und hilfsbereit
- Sei kein fake – sei ehrlich und authentisch
- Regelwerke (der Gruppen, Communities, Chats, Foren etc.) einhalten
- Gesetzliche Regelungen einhalten (Urheberrechte, Zitatrechte etc.)
- Erst denken, dann schreiben, dann überdenken, dann posten/senden.
- Korrekte Schreibweise beachten
- Kritik? Konstruktiv ja.
- “Böse” Worte sind nicht kommunikationswertig
- Beleidigungen sind tabu
- Nicht schreien und schriftlich ‘laut’ werden
- Streitigkeiten sollten nicht im öffentlichen Netz ausgestanden werden
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Abschließend möchte ich vermerken, dass jedem User bewusst sein soll, dass er Verantwortung trägt. Das Internet ist ein öffentlicher Raum und wer sich in diesem bewegt sich auch an gewisse Formen und an einen korrekten Umgang halten sollte.
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Persönlicher Vermerk | März 2018
Es freut mich sehr, dass ein paar Zeilen aus meiner oben beschriebene Netiquette Einzug in die Oberstufen-Schulbücher (Neuauflage / Fach Deutsch) für Österreich gefunden hat :)
Hier eine kleine Einsicht: Meine Netiquette – jetzt auch in „Schul-Uniform“
Ja, die Netiquette zu respektieren unterstütze ich voll. Nur damit ist es möglich, auch möglichst fair zu kommunizieren. Gewisse Regeln der Netiquette sind jedoch über die kleinen Smartphones nicht immer einfach, da es z.B. sehr aufwändig werden kann, „Höflichkeitsfloskeln“ zu benutzen. die Eingabe von bspw. „sehr geehrter Herr..“ braucht in Gottes Namen auf einer Minitastatur zusätzliche Zeit . Auf den Minitastaturen sind Schreibfehler fast unausweichlich und meistens nur sehr schwer korrigierbar ….
Doch ich bleibe dabei, ein Minimum an Netiquette lohnt sich und wenn die Kommunikation dadurch etwas entschleunigt wird, ist dies auch nicht nur Nachteil. So denke auf jeden Fall ich.
Viele der weiteren Regeln gehen für mich so oder so ganz einfach unter den Begriff Höflichkeit, Anstand, Ehrlichkeit, Wohlwollen etc.
Guten Tag Herr Buchs,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Ich stimme Ihnen zu. Meiner Meinung nach sollten “Höflichkeitsfloskeln” wie ‘sehr geehrter ….’ dort angebracht werden, wo es auch vom Stil, vom Inhalt, von der Situation und vom “Gegenüber” her passt. Solche Dokumente/Kommunikation werden dann auch sehr selten via mobiles Endgerät – schnell zwischendurch – aufgesetzt, bearbeitet, kommentiert (nach meinen Erfahrungen).
Zudem glaube ich, dass es kurze Ansprachen gibt, die ebenso höflich und respektierlich dargestellt werden können.
Weiterhin kann sich der Sprachstil (unter Berücksichtigung der Netiquette) an den jeweiligen genutzten Kanal orientieren. Abkürzungen via sms sind meiner Meinung nach völlig in Ordnung, oder dass via facebook ein etwas ‘salopperer’ Austausch stattfinden kann.
Ich glaube, dass neben der herkömmlichen Kommunikation ‘am Platz’ eine freundliche und höfliche Kommunikation von ‘unterwegs’ in Form von ‘kurz und knapp’ möglich und akzeptabel ist.
Viele Grüße aus München,
Sonja Bannick
Alles schön und gut, soweit es nicht hinterfragt wird. In der Praxis ist die Bewertung von Form und Inhalt einzig dem Betreiber überlassen und somit willkürlich. Eine Möglichkeit des Widerspruchs besteht nicht. Insofern ist die Netiquette ein undemokratisches Instrument, gewachsen auf dem Boden der „political correctness“.